Durchschleifen
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Die unterschiedlichen Modelle
Beim Durchschleifen bekommt der zweite Tuner sein Signal vom ersten Tuner. Dafür muss ein kurzes Koaxialkabel vom Ausgang des ersten Tuners (OUT 1) zum Eingang des zweiten Tuners (IN 2) gelegt werden. Bei den "C" Modellen (DVB-C, Kabelfernsehen) und "T" Modellen (DVB-T, digital terrestrisch) ergeben sich keinerlei Einschränkungen. Dort befinden sich alle Programme in einem Frequenzbereich, haben keine unterschiedliche Polarisation und sind daher an beiden Tuner gleichermaßen verfügbar.
Beim Satellitenempfang (DVB-S) ergeben sich jedoch Einschränkungen bezüglich der gleichzeitig empfangbaren Programme. Um dies zu vermeiden, sollten bei einem DVB-S Receiver beide Tuner eine eigene, unabhängige Signalzuführung bekommen. Hierfür müssen vom Multischalter bzw. LNC zwei Leitungen zum Receiver geführt werden. Nur so können die Vorteile eines Twin-Tuner Receivers voll ausgeschöpft werden. Um zu erklären, wie es beim Durchschleifen zu diesen Einschränkungen kommt, ist die Kenntnis einiger Grundlagen des Satellitenempfangs notwendig.
Frequenzbereich und Polarisation
Ein Satellit (z.B. ASTRA) sendet in einem Frequenzbereich von 10,7 bis 12,75 GHz. Aus historischen und technischen Gründen wurde dieser Frequenzbereich in zwei einzelne Bereiche aufgeteilt: in das Low-Band von 10,7 bis 11,7 GHz und das High-Band von 11,7 bis 12,75 GHz. Um die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kanäle zu erhöhen, sendet der Satellit seine Signale in zwei unabhängigen Polarisationsebenen (http://de.wikipedia.org/wiki/Polarisationsebene) aus. Im LNC befinden sich deshalb zwei Antennen, die das horizontal und vertikal polarisierte Signal empfangen. Aus den beiden Frequenzbereichen und den Polarisationsebenen ergeben sich somit vier Kombinationen. Diese Kombinationen werden häufig als Ebenen bezeichnet.
Die ZF-Ebenen
Bevor der LNC das Signal weiterleitet, wird es in einen anderen Frequenzbereich umgesetzt. Daher kommt auch die Bezeichnung LNC (Low Noise Converter = Rauscharmer Umsetzer). Da er einen ganzen Bereich (Block) umsetzt, wird er auch häufig als LNB (Low Noise Block Converter) bezeichnet. Der Grund für die Umsetzung liegt darin, dass Frequenzen im GHz Bereich nur mit sehr hohen Verlusten über ein Koaxialkabel übertragen werden können. Das Low-Band wird typischerweise um 9,75 GHz nach unten versetzt, das High-Band um 10,6 GHz. Die umgesetzte Frequenz wird als Zwischenfrequenz, kurz ZF bezeichnet. Damit der Receiver weiß, auf welche Frequenz das Signal umgesetzt wurde, müssen in den LNB Einstellungen die beiden Umsetzungsfrequenzen (LNB Frequenz 9750/10600) eingestellt werden. Somit ergeben sich die vier ZF-Ebenen, die zum Receiver geleitet werden:
- (950 MHz - 1950 MHz) : Low-Band / Vertikal
- (950 MHz - 1950 MHz) : Low-Band / Horizontal
- (1100 MHz - 2150 MHz) : High-Band / Vertikal
- (1100 MHz - 2150 MHz) : High-Band / Horizontal
Wie zu erkennen ist, überschneiden sich nach der Umsetzung die Frequenzbereiche. Aus diesem Grund kann in einem Kabel immer nur eine der vier Ebenen übertragen werden.
Der Tuner
Der Tuner (tune = einstellen) ist ein vom Receiver gesteuerter Empfänger, der auf eine Frequenz eingestellt wird. Über Steuersignale, die im Koaxialkabel übertragen werden, teilt der Tuner dem Multischalter mit, in welcher der vier ZF-Ebenen er empfangen möchte. Bei einem Suchlauf wird zunächst eine Liste erstellt, in der gespeichert ist, auf welcher Frequenz sich welche Programme befinden.
Hier ein Beispiel: Man möchte das ZDF schauen, das laut Liste auf 11,953 GHz / Horizontal ist. Als erstes wird vom Tuner das Steuersignal für die ZF-Ebene 4 ausgegeben. Dadurch wird vom Multischalter der Teilnehmerausgang auf diese ZF-Ebene umgeschaltet. Nun muss im Tuner die richtige ZF-Frequenz eingestellt werden. Also 11953 MHz - 10600 MHz = 1353 MHz. Im Receiver steht jetzt nur dieses eine Signal zur Verfügung, während am Durchschleifausgang die ganze ZF-Ebene 4 anliegt.
Der Transponder
Im Gegensatz zur analogen Technik befinden sich beim digitalen Fernsehen mehrere Programme auf einer Frequenz. Diese Zusammenfassung wird als Bouquet oder Transponder bezeichnet. D.h. in dem Beispiel liefert der Tuner nicht nur das Programm vom ZDF, sondern alle Programme, die sich auf dem gleichen Transponder befinden (ZDF, ZDF-Doku, ZDF-Info, ZDF-Theater, 3sat und KiKa). In der Regel befinden sich auf einem Transponder 4 bis 10 Programme.
Nur eine Ebene
Bekommt der zweite Tuner sein Signal vom Durchschleifausgang des ersten Tuners, kann er die ZF-Ebene nicht selbst auswählen. Beim Empfang eines Programmes ist also der erste Schritt "Auswahl der Ebene" nicht möglich. Mit Tuner 2 können folglich nur noch Programme ausgewählt werden, die in der gleichen ZF-Ebene wie bei Tuner 1 liegen. Gleiches gilt insbesondere für den Fall, wenn ein Monoblock-LNC verwendet wird (z.B. für Astra/Hotbird). Wurde von Tuner 1 eine Ebene auf dem Astra-Satelliten ausgewählt, kann auf Tuner 2 nicht Hotbird empfangen werden.
Es ist wichtig das dem Receiver mit der LNB-Einstellung "Durchschleifen" diese Abhängigkeit mitgeteilt wird. Sollte z.B. auf Tuner 2 eine Aufnahme laufen, darf der Receiver mit Tuner 1 nicht die Ebene wechseln, sonst würde die Aufnahme unterbrochen. Aufnahmen haben daher eine höhere Priorität als live angeschaute Programme. Es gibt beim Betrieb dementsprechend zwei Situationen die vorkommen.
- Es wird ein Programm live auf Tuner 1 geschaut und auf Tuner 2 startet eine Aufnahme. Liegt das Programm dieser Aufnahme auf einer anderen Ebene, kommt ein Hinweisfenster und der Receiver schaltet um.
- Wenn eine Aufnahme bereits läuft, werden beim Umschalten mit P+ und P- alle Programme der anderen drei Ebenen übersprungen. Versucht man über die Programmliste (graue Einträge) oder die Programm-Nummer auf ein Programm einer anderen Ebene zu schalten, kommt eine Warnmeldung. Nur wenn jetzt die Aufnahme per Hand abgebrochen wird, kann umgeschaltet werden.
Hier noch ein Beispiel:
- ZDF : High-Band / Horizontal
- DSF : High-Band / Vertikal
- BBC World : Low-Band / Vertikal
Beispiel 1: Auf Tuner 2 wird BBC World angeschaut. Startet nun auf Tuner 1 eine Aufnahme auf DSF, wird das Programm umgeschaltet, um die Aufnahme zu ermöglichen.
Beispiel 2: Auf Tuner 1 wird ZDF aufgenommen. Auf Tuner 2 kann jetzt weder DSF noch BBC World geschaut werden.
Hier ist eine kleine Übersicht über die vier Ebenen:
(dies ist nur eine kleine Auswahl, auf Astra befinden sich über 700 Programme)
Eine weitestgehend vollständige Übersicht ist unter Astra (http://www.tv-junkie1701.de/Ebenen_Astra.pdf), Astra2 (http://www.tv-junkie1701.de/Ebenen_Astra2.pdf) und Hotbird (http://www.tv-junkie1701.de/Ebenen_Hotbird.pdf) verfügbar.
Mit zwei Ebenen
Hat jeder Tuner eine eigene Leitung zum Multischalter, so können zwei beliebige Transponder empfangen werden. Im Receiver stehen dann alle Programme zur Verfügung, die auf diesen beiden Transpondern liegen. Mit anderen Worten: ermöglicht der Receiver (z.B. TF5x00PVR) gleichzeitig zwei Aufnahmen, Livebild und PiP, so müssen alle vier Programme auf zwei Transpondern sein. Transponderlisten gibt es im Internet u.a. bei www.lyngsat.com
Zweiten Receiver durchschleifen
Wenn ein zweiter Receiver am Loop-Ausgang des Tuners betrieben wird, ergeben sich einige Einschränkungen. Dabei kommt es darauf an, wie sich der Tuner des ersten Receivers verhält, wenn dieser ausgeschaltet ist. In den folgenden Beispielen wird der Receiver der direkt an der SAT-Anlage hängt mit "Receiver A" bezeichnet, der das Durchschleifsignal bekommt als "Receiver B".
Wenn Receiver A eingeschaltet ist, wird von diesem Gerät die ZF-Ebene bestimmt und Receiver B kann nur noch Programme empfangen, die auf der selben Ebene liegen. Wird am Receiver A das Programm z.B. vom ZDF auf DSF umgeschaltet (und damit die ZF-Ebene gewechselt), hat Receiver B für das bisher empfangene Programm plötzlich kein Signal mehr. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn beide Geräte gleichzeitig genutzt werden (z.B. wenn Receiver B ein PVR ist und eine Aufnahme läuft).
Aus diesem Grund macht durchschleifen insbesondere dann wenig Sinn, wenn hinter einem Digital-Receiver ein Analog-Receiver angeschlossen wird (oder umgekehrt). Alle analogen Programme liegen im Low-Band und die meisten digitalen Programme im High-Band. Somit hat man fast nie die Situation das an beiden Geräten ein Programm geschaut wird das in der selben Ebene liegt.
Ist Receiver A ausgeschaltet, müssen zwei Fälle unterschieden werden:
- Receiver A schleift durch: In diesem Fall hat Receiver B die volle Kontrolle über die ZF-Ebene und es gibt keine Einschränkungen. Sobald aber Receiver A eingeschaltet wird, hat dieser wieder die Kontrolle über die Auswahl der Ebene.
- Receiver A schleift nicht durch: In dem Fall bekommt Receiver B gar kein Signal wenn Receiver A ausgeschaltet ist. Hier kann nur eine externe Weiche verwendet werden, die zwischen Receiver A und B umschaltet. Beide Receiver werden dann an die Weiche angeschlossen und diese wiederum an die SAT-Anlage. Im Handel werden die Weichen häufig als "Master/Slave" oder "Digital/Analog-Umschalter" bezeichnet. Wobei die Bezeichnung "Digital/Analog" eher irreführend ist, denn an so eine Weiche können auch zwei Digital- oder zwei Analog-Receiver angeschlossen werden. Wie der Name "Umschalter" schon sagt, wird von der Weiche das Signal zwischen den beiden Receivern umgeschaltet. Es bekommt also immer nur ein Receiver ein Signal, der dann aber die volle Kontrolle über die Ebene hat.
Dabei hat der Receiver Priorität, der am Master-Ausgang angeschlossen ist. Nur wenn dieser Receiver ausgeschaltet ist, wird auf den zweiten Receiver am Slave-Ausgang geschaltet.
Folgende Topfieldmodelle schleifen im ausgeschalteten Zustand durch: TF4000PVR.
Folgende Topfieldmodelle schleifen im ausgeschalteten Zustand nicht durch: TF4000Plus, TF5000PVR, TF5500PVR, TF5000PVR-Masterpiece, TF7700HSCI.
Speziallösungen
Eine SAT-Verteilung ist typischerweise als Sternverteilung aufgebaut. Vom Multischalter geht je ein Kabel zum Receiver. Gleiches gilt für Twin-, Quad- oder Octo-LNCs, hier ist der Multischalter bereits im LNC eingebaut. Für den Fall das eine Sternverteilung (nachträglich) nicht möglich ist oder nur ein Kabel vom LNC zum Receiver gelegt wurde, gibt es Speziallösungen.
Einkabelanlagen
Bei einer Einkabel-Lösung werden mehrere Receiver mit einem Kabel versorgt. Wie bei der DVB-C Verteilung wird hierbei das Kabel von Dose zu Dose durchgeschleift. Somit liegt an jeder Durchgangsdose das selbe Signal an und der Receiver kann keine ZF-Ebene auswählen. Um diesen Nachteil möglichst klein zu halten, gibt es mehrere Varianten:
- Bei der einfachsten Version wird der untere Bereich vom horizontalen High-Band und der obere Bereich vom vertikalen High-Band in das Kabel eingespeist. Dabei verschieben sich die ZF-Frequenzen der Transponder nicht und man kann fast alle deutschen TV und Radio Programme sowie Premiere empfangen.
- Wie Typ 1, es werden jedoch zusätzlich einzelne Transponder aus anderen Ebenen in das Kabel eingespeist. Diese zusätzlichen Transponder können allerdings nicht über einen Suchlauf gefunden werden, da sich ihre ZF-Frequenzen verschoben haben. Diese Transponder müssen im Receiver einzeln eingegeben werden.
- Hier werden alle Transponder einzeln in das Kabel eingespeist, je nachdem was für Programme empfangen werden sollen. Bei dieser Lösung kann man nicht mit vorgefertigten Transponderlisten arbeiten. Alle Transponder müssen einzeln im Receiver eingegeben werden, da die Berechnung der ZF-Frequenzen über die LNB-Frequenz (s.o.) nicht möglich ist.
Multiband-Converter
Wenn nur zwei Tuner (ein Twin-Receiver oder zwei Single-Receiver) mit einem unabhängigen Signal versorgt werden sollen, gibt es eine Lösung die häufig unter der Bezeichnung "Stacker" zu finden ist. Hierbei werden zwei ZF-Ebenen gleichzeitig über ein Kabel übertragen. Um das zu ermöglichen, wird ein Gerät in der Nähe des LNC montiert (Stacker) und das zweite Gerät befindet sich in der Nähe der Receiver (DeStacker). Vom LNC bzw. Multischalter gehen dann zwei Kabel in den Stacker. Von dort geht das vorhandene Kabel zum DeStacker der daraus wieder zwei einzelne Anschlüsse macht. Es gibt auch Lösungen bei denen an den Stacker zwei Twin-LNCs angeschlossen werden (z.B. für Astra und Hotbird).
Damit gleichzeitig zwei ZF-Ebenen über ein Kabel übertragen werden können, setzt der Stacker eine der beiden Ebenen in einen höheren Frequenzbereich um. Eine ZF-Ebene wird im normalen Frequenzbereich von 950 MHz bis 2150 MHz im Kabel übertragen, die zweite ZF-Ebene durch Frequenzumsetzung im Bereich 2350 MHz bis 3550 MHz. Da bei steigender Frequenz auch die Dämpfung ansteigt, sind die Anforderungen an das Koaxialkabel natürlich höher. Im Stacker wird die größere Dämpfung der höheren Frequenzen zwar durch entsprechende Verstärker ausgeglichen, man sollte dennoch auf hochwertige Kabel und gut montierte Stecker achten.
Im DeStacker wird diese Frequenzumsetzung wieder rückgängig gemacht, so dass
an den beiden Ausgängen jeweils ein Receiver (Tuner) angeschlossen werden kann. Von der Frequenzumsetzung zwischen Stacker und DeStacker bekommt der Receiver dementsprechend nichts mit. Es kann ein ganz normaler Suchlauf durchgeführt werden und beide Tuner können unabhängig voneinander eine ZF-Ebene auswählen.